Fußballbuch

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HeZi
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Fußballbuch

Beitrag: # 37625Beitrag HeZi
Do 22. Mär 2018, 12:42

Buchempfehlung:

Wo es weh tut
Haben Fußballfans eine Meinung? Anne Hahn und Frank Willmann haben ihnen einen Prachtband gewidmet

Profifußball, gibt es etwas Abstoßenderes? Die aufgepumpten Weltmeisterschaften der FIFA, die sich kaum noch ein Land leisten kann, die aber jede Art von Korruption provozieren. Das uferlose Transfersystem. Die söldnerartigen Spieler, die sich von ihren Beratern jedwede Persönlichkeit unterdrücken lassen. Die kaputtgeplanten Spieltage, die zu Dauerwerbesendungen im Pay-TV geworden sind.

Es wird garantiert noch schlimmer, aber irgendeiner wird’s schon gucken. Der Hauptfeind dieser Show- und Verwertungsmaschine ist und bleibt der Fußballfan. Theoretisch jedenfalls. Praktisch macht er alles mit. Nur wenn der Kommerz zu schlimm wird, gründet er seine eigenen Fußballvereine, die dann ganz unten anfangen müssen.

Der Fußballfan hat Gefühle, aber hat er überhaupt eine Meinung? Ja, hat er (oder sie). Anne Hahn und Frank Willmann haben sie protokolliert und in einem dicken, bildreichen Prachtband versammelt: »Mittendrin. Fußballfans in Deutschland«. Größeres Format, erschienen bei der Bundeszentrale für politische Bildung – das Buch kostet deshalb nur 4,50 Euro. Willmann ist mit seinen vielen Veröffentlichungen über Fußball sowieso schon seit längerem einer der wichtigen Fußballmentalitätsforscher hierzulande, immer an der Basis tätig, da, wo es weh tut. Im neuen Buch kommen Fans seitenweise zu Wort, eben nicht für fünf dumme Sekunden wie in der Fernsehwerbung für eine Fußballwette oder ein HD-Angebot, sondern wie in einem aufregenden Dokumentarfilm, ohne alle pädagogische Zeigefingerei präsentiert.

Die Fans werden als Stimmungskanonen gebraucht, das wissen sie und das hassen sie, aber sie können nicht anders. »Fanbelange werden bei der Mitgliederversammlung unter den Tisch gekehrt, es gibt kein wirkliches Mitspracherecht«, erzählt ein Fan von 1860 München. Warum das alles? »Die Stimmung im Block, die vielen Leute, das Beisammensein mit Saufen, Witzen, Blödeleien, Krawall, diese frechen Gesänge, das hat mir sofort gefallen. Nicht so wie bei mir zu Hause. Da war alles eng, immer nur Streit«, erzählt ein BVB-Anhänger. Und dass er rechts ist: »Politisch bin ich nicht, meine Meinung ist aber rechts. Ich bin für die Rechten.« Wie für einen Fußballverein, unhinterfragt.

Ein Köln-Fan erzählt, dass der »offene Rechtsruck, der sich in ganz Deutschland vollzieht und Rassismus wieder salonfähig gemacht hat«, schon vor zehn Jahren im Stadion zu sehen war. Ein Hertha-BSC-Fan sagt: »Alles ist Politik. Politik ist immer da. Die kleinste Kiste ist vielleicht noch Sportpolitik.« Er ist gegen die Rassisten, Faschisten und Schwulenhasser, wie die meisten in diesem Buch. Er meint, die Hertha-Ultras hätten die Rechten aus dem Block gedrückt. Und er sagt, dass Montagsspiele auch eine Form von Politik seien.

Zusätzlich gibt es Interviews mit Polizisten, Soziologen und Fanbeauftragten. Viele von ihnen werden sarkastisch gefragt, wer ihrer Meinung nach zum »deutschen Volk« gehöre. Die meisten sagen: alle – oder dass sie nicht in solchen Kategorien denken würden.

Und Wolfram Eilenberger, der bis 2017 Chefredakteur des Philosophie Magazins war, wird sogar gefragt, ob es einen Fußballgott gebe. Antwort: »Er ist ein Gott des Zufalls und der Unverfügbarkeit. Er ist, wenn man so will, ein närrischer oder ironischer Gott.«

Anne Hahn/Frank Willmann: Mittendrin. Fußballfans in Deutschland. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2018, 263 Seiten, 4,50 Euro

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micklas
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Re: Fußballbuch

Beitrag: # 37626Beitrag micklas
Do 22. Mär 2018, 13:02

Danke für den Tipp, HeZi. Hört sich sehr interessant an.
Gutes Statement des Hertha-Fans: "Alles ist Politik. Politik ist immer da. Die kleinste Kiste ist vielleicht noch Sportpolitik.«
"Your teeth are offside, your teeth are offside, Luis Suarez your teeth are offside!"

Les supporteurs du Jahn contre le racisme!

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