Beitrag: # 1220Beitrag
BLURT
Mi 4. Sep 2013, 22:26
Unglaublich aber wahr: auf meine Mail wurde mir bereits wenige Minuten später geantwortet. Hier der Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Blurt,
das Wahlkampfteam der Bundeskanzlerin bedankt sich recht herzlich für Ihre Anfrage. Wir haben inzwischen Rücksprache genommen mit Angela Merkel und sie hat uns gebeten, Ihnen folgendes mitzuteilen:
Ihr Terminplan lässt es leider momentan nicht zu, die Einladung zum Kabinengespräch in Regensburg zeitnah wahrzunehmen. Dennoch hat sie sich außerordentlich darüber gefreut. Zwar kümmert sie sich notgedrungen hauptsächlich um die deutsche Nationalmannschaft, aber von Zweitklassigkeit kann sie ein Lied singen. Von daher rennen Sie bei ihr geradezu offene Türen ein, wenn Sie Einlass gewähren wollen bei einem derzeit drittklassigen Verein. Die Kanzlerin liebt nicht nur die 3. Liga, sondern insbesondere - glauben Sie es oder glauben Sie es nicht - den Jahn aus Regensburg. Angela Merkel war, wie auch wir erst anlässlich Ihres Schreibens und auf entsprechende Rückfrage festgestellt haben, bereits im Alter von 13 Jahren ein Fan von Alfred Kohlhäufl, der zwischen 1967 bis 69 erstmals beim Jahn in Erscheinung trat. Damals gab es ja noch keine Autogrammkarten, sondern eher nur Klebebildchen für Sammelalben. Speziell in der DDR der damaligen Zeit waren aber, so erzählte uns Angela Merkel heute telefonisch, Sammelalben mit Erstligafußballern aus der BRD zensiert und verboten. Von daher ist Angela Merkel zwangsläufig mit zweit-und drittklassigem Westfußball aufgewachsen, denn das Kombinat "Plaste und Elaste aus Schkopau" (VEB Chemische Werke Buna) hat ein Westfußballerklebealbum mit unterklassigen Fußballern von "drüben" herausgebracht, um den Kombinatsklebstoff einem Praxistest zu unterziehen. Hier war es dem Hersteller besonders wichtig, dass ihr Stoff auch bei Systemkritikern zuverlässig klebt. Angela Merkel kam als frühchristliche Pfarrerstochter dergestalt in den Genuss eines Zweitligaalbums, in dem Alfred Kohlhäufl die Nummer 234 hatte. Diesen Alfred Kohlhäufl hat sie nie gezogen, obwohl sie Unmengen von Halloren-Kugeln gekauft hat, was Marzipan-Schoko-Pralinen waren, die damals ebenfalls von Plaste-Elaste-Schkopau hergestellt wurden. Angela Merkel hat es freilich schon in diesen jungen Jahren ausgezeichnet, dass sie sich von einem einmal eingeschlagenen Weg nicht abbringen lässt. Ihrer frühkindlichen Liebe zu Alfred Kohlhäufl ist es zu verdanken, dass sie Jahre später Physik studiert hat. Ihre diesbezügliche Doktorarbeit wollte sie aufgrund des harten Schusses, den der von ihr bewunderte Alfred Kohlhäufl legendärerweise hatte, eigentlich nennen: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz." Die Zensur und wissenschaftliche Gängelung in der damaligen DDR, von der selbst Hochschulen und Universitäten sich nicht befreien konnten, nötigten der Kanzlerin stattdessen den Buchtitel ab: "Der Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien". Das war eine schicksalhafte Verzerrung der wahren Ambitionen unserer Kanzlerin und folgerichtig ging sie nach der Maueröffnung in die Politik, um ungehemmt Fußball lieben zu können.
Was der Kanzlerin aber nun doch sehr am Herzen liegt, weil es sie ja von Kindheit an so tief bewegt: weil es ihr nicht möglich war, 1969 das Klebebildchen von Alfred Kohlhäufl zu erwerben, dem größten Fußballtalent, das Jahn Regensburg je hervorgebracht hat und der ein Zweitligafußballer mit Strahlkraft weit über die BRD hinaus war, hat sich Angela Merkel diesen Alfred Kohlhäufl malen lassen. Das 3 mal 2 Meter große Bildnis bekam sie zur Jugendweihe von einem Fluchthelfer aus Deggendorf geschenkt, der Alfred Kohlhäufl einmal in einem Regensburger Biergarten zu Gesicht bekam und ihn dankenswerterweise originalgetreu nach seinem Gedächtnis abmalen konnte.
Wie eingangs bereits gesagt: Die Kanzlerin bedauert, terminlich ausgebucht zu sein. Sie wird aber in Templin, ihrer brandenburgischen Wahlheimat, demnächst ein Alfred-Kohlhäufl-Museum eröffnen, wo dessen besagtes Bildnis als Schenkung die Eingangshalle schmücken soll. Zumal ja auch erhebliche Mittel aus dem Solidaritätszuschlag zur Förderung der Kultur in Brandenburg gar nicht abgerufen werden und auf innovative Ideen warten.
Wir danken für freundliche Anregung,
Ihr Wahlkampfteam