Jahn-Ingolstadt

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Iarwain
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63947Beitrag Iarwain
Sa 9. Mär 2024, 19:53

Bene hat geschrieben: Sa 9. Mär 2024, 19:43 Richtig eskaliert ist es eigentlich immer erst dann, wenn der Vorsänger irgendwas daher gelabert hat von Jahnfamilie und Zusammenhalt und gemeinsamen Support der Mannschaft. Das war nach dem Halbzeitpfiff und nach dem Schlusspfiff. Er hat ja nach dem Pausenpfiff gesagt, dass, wer jetzt aus Trotz nicht supportet, sich über den Verein stellt...

Wenn da jemandem wirklich willkürlich der Zugang zum Stadion verweigert worden ist, ist das natürlich untragbar. Falls es wirklich willkürlich war.
Aber das ist noch lange kein Grund, so eine Ego-Show abzuziehen und den anderen Jahnfans das Recht abzusprechen, supporten zu dürfen. Es wurde ja ständig eindeutig von unten nach oben signalisiert, dass Support aus S3 und S1 unerwünscht ist.
Kann mir vorstellen, dass Ultras aus Linz oder Stuttgart der Zutritt zum Stadion aufgrund von Polizeianweisungen verweigert wurde. Was natürlich im Kontext der anhaltenden Polizeigewalt in den deutschen Stadien derzeit nicht hinnehmbar wäre.

Was ich nicht verstehe ist dann, warum die Ultras dann nicht bis zur Halbzeit draußen geblieben sind?

Edit: offenbar wurde einem Jugendlichen aufgrund des Verdachts einer (Straf?)tat der Zutritt zum Stadion verwehrt.
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Bene
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63948Beitrag Bene
Sa 9. Mär 2024, 21:47

Im Nachbarforum wird geschrieben:

Allerdings find ich's es lächerlich, wie sich nun andere herausnehmen über die Ultras herzuziehen. Organisiert den Support doch einfach selbst! Mit der Eintrittskarte kauft man keinen Anspruch darauf, dass permanenter Support von organisierten Szene kommt!

Es geht nicht nur darum, dass die Entscheidung der Ultras, den Support in der ersten Halbzeit einzustellen, höchst fragwürdig ist, sondern zusätzlich auch darum, dass die Ultras keinen Support von anderen Fans auf der Tribüne akzeptiert haben und mit Drohgebährden darauf reagierten.

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Bene
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63949Beitrag Bene
Sa 9. Mär 2024, 21:59

Scheinbar hat Felix Gebhardt in einem Interview geäußert, dass er dachte, der Stimmungsboykott gehe gegen die eigene Mannschaft...

https://www.mittelbayerische.de/lokales ... n-15618730

AicMax
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63950Beitrag AicMax
So 10. Mär 2024, 08:08

1-1 gegen Ingolstadt: Ein Spieltag zum Vergessen

Der Stachel nach dem Unentschieden gegen den ungeliebten Nachbarn sitzt aufgrund diverser Gründe tief. Konnte man die Niederlage in Mannheim noch mit Verletzungen begründen, wirkt der Punktgewinn gegen den FCI insgesamt eher wie eine Niederlage. Es wird immer deutlicher, dass es kein einfacher Endspurt wird, vielleicht eher ein Marathon.

https://www.derjahnblog.de/2024/03/10/1 ... vergessen/

HeZi
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63951Beitrag HeZi
So 10. Mär 2024, 15:37

Faki ist: die Aktion der Ultras gestern hat die HJT gespalten. Und das ist Mist.

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Bene
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63953Beitrag Bene
So 10. Mär 2024, 19:26

HeZi hat geschrieben: So 10. Mär 2024, 15:37 Faki ist: die Aktion der Ultras gestern hat die HJT gespalten. Und das ist Mist.
Ich glaube, dass die Ultras nicht mit dieser Wucht des Widerstands, der da lauthals aus S1 und S3 und dem oberen Teil von S2 kam, gerechnet haben.
Sie müssen sich ankreiden lassen, dass sie die Situation falsch eingeschätzt haben.
Warum haben die Ultras aus Protest wegen des vom Verein erklärten Stadionverbots nicht den Block verlassen? Man hätte doch sagen können: Wir als Ultras verlassen jetzt aus Protest gegen die Entscheidung des Vereins den Block. Wer sich solidarisch zeigen möchte, sollte dies ebenfalls tun.

Hinzu kommt, dass ihre mangelnde Kommunikation an die Tribüne dazu beitragen hat, dass die Situation sich erst recht so zugespitzt hat. Wenige Minuten vor Spielbeginn in einem sehr kurzen Statement, das viele Leute überhaupt nicht mitbekommen oder akustisch nicht verstehen konnten, so eine Entscheidung bekannt zu geben, war schon mal eine sehr schlechte Ausgangslage. In der Pause dann über das Mikro zu erzählen, dass jetzt jede*r alles für das Team geben müsse, kam vielen Leuten wie ein schlechter Witz vor. Die Leute wollten ja von Anfang an supporten, das hat man ja eine halbe Stunde vor Spielbeginn gut gesehen und gehört, als die Tribüne bereits beeindruckend lautstark verschiedene Fangesänge angestimmt hat. Wer dann aber plötzlich nicht mehr wollte, waren die Ultras, die aber auch zusätzlich sogar noch erwartet haben, dass die gesamte Tribüne mitzieht. Und dass man dann in der Pause über das Mikro den Leuten auch noch vorwirft, dass man sich gegen den Verein stellen würde, wenn man jetzt nicht mitzieht, hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Meiner Meinung nach völlig unnötig war dann, dass der Vorsänger nach dem Spiel, als die Mannschaft bereits in der Kurve stand, erneut begann, die genervten und aufgeheizten Fans mit irgendwelchen Floskeln von Zusammenhalt, Jahnfamilie etc. zu konfrontieren. Das hätte man sich zu diesem Zeitpunkt wirklich komplett sparen können.

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epsilon
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63954Beitrag epsilon
So 10. Mär 2024, 19:26

Stadionverbot:

So weit ich weiß spricht das Stadionverbot für das Jahnstadion der Verein in Ausübung seines Hausrechts aus.

Die "Leitlinie zur Vergabe von Stadionverboten SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA" findet man als PDF-Dokument per Google-Suche.

(Die Aussprache eines bundesweiten Stadionverbots fällt in die Zuständigkeit des DFB.)

Das Stadionverbot stellt eine zivilrechtliche präventive Schutzmaßnahme dar, welche durch das Hausrecht des jeweiligen Vereins gedeckt ist. Mit "Polizeianweisungen" oder "Polizeigewalt" hat das nichts zu tun. Betroffene können gerichtlich gegen ein Stadionverbot vorgehen.

Aus einem DFB-Dokument "HINWEISE & ERLÄUTERUNGEN ZU DEN RICHTLINIEN ZUR EINHEITLICHEN BEHANDLUNG VON STADIONVERBOTEN:
Entgegen den Aussagen der Kritiker handelt es sich – auch nicht in der Ausgestaltung – bei Stadionverboten um keine Sanktion, sondern um eine Gefahrenabwehrmaßnahme der für die Sicherheit einer Veranstaltung verantwortlichen Vereine.

Eine Unschuldsvermutung gilt dementsprechend nicht. Es kommt vielmehr auf die objektive Gefahrenprognose an. Somit genügt auch die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens oder eine Ingewahrsamnahme für den Ausspruch eines Stadionverbots.

(„Bei der Verhängung von Stadionverboten sind an die Annahme der Gefahr von Störungen keine überhöhten Anforderungen zu stellen“, und weiter „… Dem Hausrechtsinhaber stehen nämlich regelmäßig keine besseren Erkenntnisse über den Tatablauf und die Beteiligung Betroffener zur Verfügung als der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Etwas anderes gilt dann, wenn das Verfahren offensichtlich willkürlich oder aufgrund falscher Tatsachenannahmen eingeleitet wurde.“.)
s.a. Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 30.10.2009, Az: VZR 253/08

Iarwain
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63956Beitrag Iarwain
So 10. Mär 2024, 19:43

epsilon hat geschrieben: So 10. Mär 2024, 19:26 Stadionverbot:

So weit ich weiß spricht das Stadionverbot für das Jahnstadion der Verein in Ausübung seines Hausrechts aus.

Die "Leitlinie zur Vergabe von Stadionverboten SSV Jahn Regensburg GmbH & Co. KGaA" findet man als PDF-Dokument per Google-Suche.

(Die Aussprache eines bundesweiten Stadionverbots fällt in die Zuständigkeit des DFB.)

Das Stadionverbot stellt eine zivilrechtliche präventive Schutzmaßnahme dar, welche durch das Hausrecht des jeweiligen Vereins gedeckt ist. Mit "Polizeianweisungen" oder "Polizeigewalt" hat das nichts zu tun. Betroffene können gerichtlich gegen ein Stadionverbot vorgehen.

Aus einem DFB-Dokument "HINWEISE & ERLÄUTERUNGEN ZU DEN RICHTLINIEN ZUR EINHEITLICHEN BEHANDLUNG VON STADIONVERBOTEN:
Entgegen den Aussagen der Kritiker handelt es sich – auch nicht in der Ausgestaltung – bei Stadionverboten um keine Sanktion, sondern um eine Gefahrenabwehrmaßnahme der für die Sicherheit einer Veranstaltung verantwortlichen Vereine.

Eine Unschuldsvermutung gilt dementsprechend nicht. Es kommt vielmehr auf die objektive Gefahrenprognose an. Somit genügt auch die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens oder eine Ingewahrsamnahme für den Ausspruch eines Stadionverbots.

(„Bei der Verhängung von Stadionverboten sind an die Annahme der Gefahr von Störungen keine überhöhten Anforderungen zu stellen“, und weiter „… Dem Hausrechtsinhaber stehen nämlich regelmäßig keine besseren Erkenntnisse über den Tatablauf und die Beteiligung Betroffener zur Verfügung als der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Etwas anderes gilt dann, wenn das Verfahren offensichtlich willkürlich oder aufgrund falscher Tatsachenannahmen eingeleitet wurde.“.)
s.a. Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 30.10.2009, Az: VZR 253/08
Ich gehe davon aus, dass du dich auf meinen Post beziehst?

Wenn es, so wie ich das gelesen habe, um eine eventuelle Straftat ging, die nicht vor Ort begangen wurde, dann kann der Verein das Betretungsverbot ja wohl nur umsetzen, wenn er vorher von dieser Straftat mitbekommen hat. Diese Information wird dann sehr wahrscheinlich durch die Polizei weitergegeben oder führt die Jahn KG* ein Strafregister aller Menschen, die ins Jahnstadion gehen?

Und zum Thema Polizeigewalt: ich weiß ja nicht, ob du dich mit den Geschehnissen der letzten Monate in und um deutsche Fußballstadien auseinandergesetzt hast. Meiner Meinung nach gibt es eine Zunahme an repressiven Polizeimaßnahmen, die absolut überzogen sind. In diesem Kontext kann ich nachvollziehen, dass bei den Ultragruppierungen irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem sie sagen "Schnauze voll". Das war am Samstag im Jahnstadion offenbar so eine Situation.

Das heißt nicht, dass ich die Form der Aktion richtig fand. Das Banner hätte man aufhängen können und sich derweil außerhalb der Tribüne aufhalten können. Wäre wahrscheinlich auch effektiver gewesen.
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onki
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63957Beitrag onki
So 10. Mär 2024, 19:52

HeZi hat geschrieben: So 10. Mär 2024, 15:39 Fakt ist: das Verhalten der Ultras hat gestern die HJT gespalten.
Niemand steht über dem Verein.
Gut, dass Du den Begriff "Aktion" nun mit "Verhalten" ersetzt hast.
Das bringt die Sache schon eher auf den Punkt.
Neben der unglücklich gewählten Kommunikation und Dauer des Protests geht es meiner Meinung nach schon auch ein Stück weit um diese Aggro Auftritte in der eigenen Kurve.
Wenn sich in der eigenen Kurve die Leute gegenseitig aufs Maul geben, dann ist eine Eskalationsstufe erreicht, die nicht verharmlost oder weggeleugnet werden sollte.
Da wirkte der Appell des Vorsängers an die viel beschworene Jahnfamilie leider eher wie Öl ins Feuer statt Deeskalation einer völlig aufgeheizten Atmosphäre.
Ich kann es einfach nicht glauben, dass es einer sonst so fitten Truppe wie UR völlig am Arsch vorbei geht, dass mit einer Häufung derartiger Nummern die Bindung zum Basis-Umfeld immer weiter zu bröckeln droht...
Ich hoffe sehr, dass die Szenen von gestern ein Negativ-Höhepunkt bleiben und sich das Ganze wieder halbwegs gerade ziehen lässt.
Ein effektiver Tribünen-Support steht auf dem Spiel.
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S1chris
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63958Beitrag S1chris
So 10. Mär 2024, 20:36

onki hat geschrieben: Sa 9. Mär 2024, 19:25 Schlimmer Tag für die HJT heute.
UR Drohungen in die eigene Kurve bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen mit flankierenden Blöcken sprechen schon Bände.
Absoluter Tiefpunkt.
Eine selbstreflektierende Stellungnahme zu diesem völligen Aus-dem-Ruder-Laufen würde allein schon der Anstand gebieten.
Da gebe ich dir Recht Onki.
Ein schlimmer Tag. Hoffe ich finde die richtigen Worte.
Ja ich bin bei Hille, dass auch 10 oder 15 Minuten gereicht hätten.
Und ja auch das Blockverlassen wäre ne Option gewesen.
Und ja es war nicht transparent. Einfach für viele nicht zu verstehen. Sowohl akustisch, als auch vom Sinn her.

Das mit den Drohungen von Seiten von UR kann ich nicht unterschreiben.
Dass es immer da paar Jungs gibt, die meinen sie sind die Obermaker…… des hast bei so einer Größe der Gruppe einfach. Aber aktiv in Richtung der Leute die gesungen haben in Halbzeit 1 gestern war auf meiner Seite von S 2 S1 nix.

Ich fand’s eher grenzwertig mit welch wüsten und unqualifizierten Gesten und Zurufe die Ultras attackiert wurden. Mag da etz nix zensieren. Aber hat mich schon sehr an die gute alte Corona Zeit erinnert. Da hatten wir das ja auch von vereinzelten auf der Tribüne. Denke die damals aktiven hier Mitlesenden, die da gepöbelt haben in Richtung UR wissen was ich meine.

Das fand ich gestern auch ekelhaft und widerlich.

Ich versuch mal das positive rauszuziehen aus dem gestrigen Spiel…. in Bezug auf die HJT.

Ich hab gestern in Halbzeit 1 Leute brüllen sehen, die sonst eher ihren Mund nicht aufbringen. Also schreien und supporten aus Protest, weil gegen das Schweigen von UR. Wow. Des sind ja ned nur Grantler, sondern können auch richtig die Mannschaft anfeuern. Toll. Das nimm ich positiv mit. Weiter so liebe Fans in den Außenblöcken.

Und Wow. Halbzeit 2.
Noch nie waren die Ultras so laut. Noch nie haben die unten am Zaun befindenden Jungs, die sonst eher mit dem Pflegen sozialer Kontakten und Freundschaften beschäftigt sind, so Gas gegeben. Respekt. Was da in den Jungs steckt. Da wurden Hände in die Höhe gestreckt, die noch nie über den Schultern waren. Hammer.
Ja halt auch aus Protest oder Trotz den in Halbzeit 2 eher leiseren, weil da wieder anders Protest zeigenden Fans in den Randblöcken.

Wenn die HJT es schaffen würde beides zu vereinen,
dann hätten wir endlich ne Tribüne, die richtig scheppern würde.
In diesem Sinne.

nur der SSV.
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JahnRGBG
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63959Beitrag JahnRGBG
So 10. Mär 2024, 20:41

Nachdem ich mich seit geraumer Zeit in den Foren im Hintergrund gehalten habe, war ich gestern mehrfach kurz davor meine Gedanken zum gestrigen Spiel und dessen Begleiterscheinungen zu verschriftlichen. Aus der Emotion heraus hatte ich bereits unterschiedliche Texte verfasst, um letztendlich doch erstmal eine Nacht darüber zu schlafen. So probiere ich es nun heute mit etwas mehr nüchterner Rationalität, als es mir gestern möglich gewesen wäre. Vorausgeschickt: Ich war in meiner Sturm- und Drangphase selbst stark szeneorientiert, hätte mich damals zu den „Vielfahrern“ gezählt und konnte deshalb seither ein deutlich umfangreicheres Verständnis für die Ansichten von Ultras/ aktiven Fanszenen aufbringen, als das für einen Durchschnitts- oder Teilzeitfan gelten dürfte, bin allerdings heute „nur“ noch Dauerkarteninhaber, Mitglied und „eher seltener Auswärtsfahrer, wenn es Zeit und Verantwortung zulassen“. Doch zunächst zum Ablauf aus meiner subjektiven Sicht:

1) Gestern war in meinen Augen eines der wichtigsten Spiele (wenn nicht DAS wichtigste Spiel) seit dem Abstieg der vergangenen Saison. Nicht etwa weil es sich um ein Derby oder kein Derby gegen einen unliebsamen Gegner handelte - die Diskussion darüber wurde schon zu genüge geführt - sondern weil wir nach einer sportlich schlechten Serie und dem Zusammenschmelzen unseres Vorsprungs vor diesem Spieltag erstmals seit langer Zeit um einen direkten Aufstiegsplatz bangen mussten.

2) Jeder der den Jahn im Herzen trägt, wollte gestern alles dazu beitragen, um gemeinsam den Bock umzustoßen. Eine volle HJT mit all Ihrer Wucht und Leidenschaft (wenn sie denn mal gut aufgelegt ist, und ich glaube das wäre sie gestern durchaus gewesen) wäre für dieses Vorhaben sicherlich kein zu vernachlässigender Faktor gewesen.

3) Kurz vor Anpfiff wurde vom Vorsänger verkündet, es würde keine aktive Unterstützung in der ersten Hälfte geben. Meine spontane Reaktion und nach meinem Empfinden auch die Reaktion vieler, die sich in meiner unmittelbaren Umgebung (s2 oben, also nicht der Kern des Stimmungsblocks, aber durchaus supportwilliges Publikum): Enttäuschung, Verwirrung, Unverständnis und Augenrollen, ob der Reaktion auf das Hausverbot EINES nicht weiter spezifizierten - man könnte als unbeteiligter auch überspitzt sagen x-beliebigen - Fans. So kam es zumindest sicherlich bei den meisten aufgrund der kurzen und knappen „Erklärung“ des Vorsängers an. Die Diskussion über die Frage berechtigt oder unberechtigt spielt aus meiner Sicht an dieser Stelle keine Rolle, da die Frage von vermutlich maximal einer Handvoll Menschen auf der HJT zu diesem Zeitpunkt verlässlich hätte beantwortet werden können, da man bei dem Vorfall schlicht dabei gewesen hätte sein müssen, um ihn abschließend beurteilen zu können. Kurzer Einschub, da ich mehrfach davon in diesem Zusammenhang gelesen habe: Die Vorgänge in Fürth (hier war ich damals ebenso vor Ort) sehe ich als nicht ansatzweise vergleichbar, da damals der Vorfall viel einfacher für eine Großzahl von Menschen beurteilbar war (eine große Anzahl von Menschen war von mittelbarer oder unmittelbarer körperlicher Gewalt betroffen - solidarisches Handeln war also glasklar für Menschen mit Gerechtigkeitssinn das Gebot der Stunde). Gestern war der Vorfall für unbeteiligte viel weniger greifbar und nicht derart umfangreich nachvollziehbar.

4) Doch zurück zum eigentlichen Geschehen und einem aus meiner Sicht wichtigen Fakt - Trotz großem Unverständnis über die Entscheidung „kein Support in HZ1“ zu diesem Zeitpunkt keine, oder wenn nur sehr sehr wenige vereinzelte Unmutsbekundungen der „normalen“ Fans. Ich hätte es mit einer Portion Wohlwollen vermutlich als „stillschweigende Zustimmung“ gedeutet.

5) als sich dann jedoch Teile der „normalen“/ nicht-ultra Fans um so etwas wie Support für die Mannschaft bemühten, die sich sichtlich schwer tat im Spiel: Argwöhnische Blicke, verächtliche Gesten aus Teilen des Stimmungskerns in Richtung der umgebenden Fans, die versuchten Lieder anzustimmen. In S2 dann sogar kleine Grüppchen, die aus dem Stimmungskern nach oben wanderten, um supportwillige Fans zurechtzuweisen und diese zum Einstellen des Supports aufzufordern. Und spätestens hier sehe ich den Kern des Problems - doch darauf möchte ich später näher eingehen.

6) Teile der supportwilligen Fans haben in der Folge ebenfalls mit Gesten Richtung Stimmungskern reagiert im Sinne von „wieso sollten wir uns von euch denn den Mund verbieten lassen?“. Die Stimmung schaukelte sich daraufhin auf, was sicherlich auch den Zuschauern in S1 und S3 nicht verborgen blieb.

7) Als dann mit Ende der ersten Halbzeit vom Vorsänger wieder zur Unterstützung der Mannschaft aufgerufen wurde, gab es auf der HJT ein Pfeifkonzert, das ich zuvor in dieser Form seltenst, vielleicht sogar noch nie, miterlebt habe. Als sich dann zusätzlich Teile von S1 und S3 auch noch dem Support verweigerten (hierin sehe ich eine gewisse Trotzreaktion aus meinen Ausführungen in Punkt 6), war die Situation zu festgefahren um sie noch zu retten. Die Reaktion des Vorsängers (in etwa „wer jetzt nicht mitmacht, dem kann die Mannschaft nicht am Herzen liegen“) war dann nur noch der letzte Sargnagel in einem für alle Beteiligten, ja man muss es so nennen, Fiasko auf ganzer Linie.

Fragen die sich die organisierten Fans an dieser Stelle sicherlich gefallen lassen müssen:

- war es notwendig, den Boykott über die gesamte erste Halbzeit durchzuziehen?
- Hätte es nicht zunächst eine differenzierte Analyse der Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem Hausverbot für eine Einzelperson gebraucht, statt direkt die große Keule zu schwingen?
- War der Boykott überhaupt im Sinne desjenigen, der betroffen war? Ich würde, wäre ich derjenige, nicht im entferntesten auf den Gedanken kommen, dass 6000 Menschen, von denen mich vermutlich mindestens 5950 nicht einmal kennen, ihre Solidarität zum Ausdruck bringen sollen und das auch noch zum Leidwesen der Mannschaft, ja des ganzen Vereins.
- Woher nehmen sich einzelne Personen das Recht, anderen den Mund zu verbieten, nur weil man nicht derselben Meinung ist? Ich habe die organisierte Fanszene bislang eigentlich immer als demokratisch geprägt wahrgenommen und hierzu gehört es auch andere Meinungen zu akzeptieren und vor allem auch den Willen der Mehrheit zu respektieren. Die deutliche absolute Mehrheit war gestern eben nicht für den Boykott zu begeistern.
- Und eine persönliche letzte Frage: Warum muss ich mich als Jahnfan mit Leib und Seele und mehreren hundert Spielen vor jugendlichen Halbstarken persönlich dafür rechtfertigen, dass ich mich nicht am Boykott beteiligen wollte, wo mir der Boden, auf dem dieser konstruiert war nicht ansatzweise tragfähig erschien?

Die Fragen lassen sich sicherlich noch weiter ergänzen und manch einer wird sich an dieser Stelle eventuell Fragen, warum ich mir die Mühe mache alles nochmal so ausführlich zu schildern. Der Grund dafür ist der folgende: Es muss eine differenzierte Aufarbeitung und kritische Auseinandersetzung mit der Thematik durch die organisierte Fanszene geben, um nicht im entscheidenden Saisonendspurt neben den derzeitigen sportlichen Problemen auch noch einen Nebenkriegsschauplatz „gespaltene Fangemeinde“ zu eröffnen. Hierzu wird es aus meiner Sicht notwendig sein, dass der aktive Teil der Szene in irgendeiner Form auf die nicht aktiven zugehen muss. Warum? Weil die organisierte (!) Fanszene, und das sagt der Terminus ja in sich selbst schon aus, über die organisatorischen Möglichkeiten verfügt als Sprachrohr für die gesamte Kurve zu fungieren. Ich hingegen, und alle anderen nicht organisierten Fans haben die Möglichkeit wieder einen Schritt auf das Gegenüber zuzugehen nur bedingt bzw. maximal in individueller Form. Zwar habe ich gestern das Angebot unseres Vorsängers wahrgenommen, mit diesem in den Dialog zu treten, doch glaube ich weder, dass gestern der richtige Rahmen aufgrund der aufgeheizten und emotionalen Stimmung aller Beteiligter war, noch glaube ich, dass dieses Angebot von vielen Personen in Anspruch genommen werden dürfte, die sich als eher szenefern einordnen würden.

Abschließend möchte ich noch folgendes zum Ausdruck bringen: die HJT ist ohne Ultras nicht Mal ein Schatten ihrer selbst. Doch der gestrige Tag hat gezeigt, dass auch die Ultras ohne die breite Masse der normalen Fans nicht viel bewegen können. Es geht also nur gemeinsam und daher sollten wir schnell wieder den Geist der JAHNFAMILIE aufleben lassen, um im Saison-Endspurt alle gemeinsam an einem Strang ziehend das große Ziel Wiederaufstieg doch noch irgendwie zu realisieren.

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epsilon
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63960Beitrag epsilon
So 10. Mär 2024, 20:47

Iarwain hat geschrieben: So 10. Mär 2024, 19:43 Ich gehe davon aus, dass du dich auf meinen Post beziehst?

Wenn es, so wie ich das gelesen habe, um eine eventuelle Straftat ging, die nicht vor Ort begangen wurde, dann kann der Verein das Betretungsverbot ja wohl nur umsetzen, wenn er vorher von dieser Straftat mitbekommen hat. Diese Information wird dann sehr wahrscheinlich durch die Polizei weitergegeben oder führt die Jahn KG* ein Strafregister aller Menschen, die ins Jahnstadion gehen?
Mein Beitrag bezog sich nicht ausschließlich auf deinem Post.

Zu deiner Frage, wie die Jahn KG von einer Straftat außerhalb ihres "Hohheitsgebiets" etrfahren haben könnte, habe ich auf die Schnelle das gefunden:
Stadionverbot auf Antrag der Polizei

Es ist der Polizei nicht absolut verboten, Informationen aus strafrechtlichen Ermittlungsverfahren an Private weiterzugeben. Die Strafprozessordnung erlaubt eine Übermittlung nach dem Polizeirecht der Länder, wenn im Einzelfall eine konkrete Gefahr vorliegt und die Verhältnismäßigkeit gewahrt ist. Entscheidend ist, welche Informationen in was für Situationen übermittelt werden.

In den Polizeigesetzen der Länder gibt es Sondervorschriften, die speziell die Übermittlung von Daten an Private regeln. Danach ist eine Weitergabe dann zulässig, wenn dies zur Erfüllung polizeilicher Aufgaben oder zur Abwehr erheblicher Nachteile des Gemeinwohls erforderlich ist ... Ermittlungsergebnisse aus einem Strafverfahren dürfen also dann weitergegeben werden, wenn nur mit ihrer Hilfe die Sicherheit in den Stadien gewährleistet werden kann. Es handelt sich dabei um eine Prognoseentscheidung der Polizei, die gerichtlich voll überprüfbar ist.
https://www.lto.de/recht/hintergruende/ ... t-vereine/

Heisinger
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63962Beitrag Heisinger
Mo 11. Mär 2024, 18:54

Vielen Dank, dass das hier so ausführlich aufgearbeitet wird. Ich stehe auf S1 und da haben wir nur mitbekommen, dass da auf S2 ziemliches Chaos herrscht und zeitweise kein Vorsänger da war. Inhaltlich kam da nicht viel an, da man die Ansagen nicht wirklich hört, dafür ist das einfach zu weit weg. Falls sowas in irgendeiner Art nochmal vorkommt, wäre es gut, wenn auch S1 und S3 informiert werden würden, sei es durch Zettel oder durch ausführliche Ansagen auch "am Rand" , wie es sonst manchmal bei Choreos der Fall ist (oder schon im Vorfeld über die Social Media Accounts der HJT). So kam halt nur durch Mundpropaganda mehr oder weniger an, dass sich die "blöden Ultras nicht einig sind", und dieses Bild kann ja niemand wollen.
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S1chris
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63963Beitrag S1chris
Mo 11. Mär 2024, 19:29

Drum ist eine sinnvolle und selbstreflektierende Aufarbeitung von Seiten UR unumgängllich.
Und der muss auch zeitnah kundgetan werdem um wenigstens ein wenig Transparenz herzustellem. Sonst hamma gegen 1860 an rechten Scheißdreck auf der HJT.
Find die Info dass i S1 und S3 nix ngekommen ist sehr wichtig.
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Re: Jahn-Ingolstadt

Beitrag: # 63964Beitrag Bene
Mo 11. Mär 2024, 19:52

S1chris hat geschrieben: Mo 11. Mär 2024, 19:29 Find die Info dass i S1 und S3 nix ngekommen ist sehr wichtig.
Nur damit jetzt nicht der Anschein geweckt wird, die Proteste gegen die Ultras wären dem geschuldet, dass in S1 und S3 von der Ansage vor dem Spiel akustisch nichts angekommen wäre. So einfach sollten es sich die Ultras dann bitte auch nicht machen.
Ich weiß nicht, wie es ganz an den Rändern der Tribüne war, aber ich behaupte mal, dass die Durchsage im Großteil von S3 durchaus akustisch zu vernehmen war, wenn man aufgepasst hat. Das Problem war doch eher, dass das Ganze direkt vor dem Anpfiff, zu einem Zeitpunkt, wo sich die meisten Fans bereits dem Geschehen auf dem Rasen zuwenden, kundgetan wurde, und dann auch noch in zwei Sätzen, nämlich, dass heute in der ersten Halbzeit kein akustischer und optischer Support stattfinden wird, weil gegen einen Fan spontan ein Hausverbot ausgesprochen wurde.
Ist halt schwierig, wenn man eine Hau-Ruck-Entscheidung dann auch in Hau-Ruck-Form kommuniziert...

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