Die entscheidende Frage ist doch, was wir unter "Identifikation" verstehen.
Identifiziere ich mich mit dem Verein quasi als abstraktes Gebilde oder ist der Verein die Summe
der handelnden Personen in der Führung, auf der Trainerbank und auf dem Rasen?
Beim ersten Fall ist mir relativ Wurst, wer die Entscheidungen fällt und wer die Tore macht, Hauptsache
der Erfolg ist da. Beim zweiten Fall ist die Identifikation mit den handelnden Personen erwünscht.
Ich versteh beide Seiten und kann die jeweilige Argumentation nachvollziehen.
Wer die Identifikation mit den Leuten im Verein braucht, hat es derzeit allerdings sehr schwer.
Wer war der letzter Trainer, mit dem man sich identifizieren konnte? Für mich war es Stratos, für andere
Weinzierl. Herrlich ist noch zu "frisch", um sich eine ausreichende Beurteilung erlauben zu können.
Wer identifiziert sich mit Keller? Da kneift man sich doch selbst, weil man nicht versteht,
wie einer nach einer derartigen Zielverfehlung in der letzten Saison ("Ich verspreche euch einen ein-
stelligen Tabellenplatz") immer noch wichtige Entscheidungen fällen darf. Ganz abgesehen vom Umgang
mit der "Affäre Loboue". Wo bitte darf ein (noch dazu leistungsschwacher) Spieler Fans derart
vor laufender Kamera beleidigen, ohne nicht sofort nach diesem denkwürdigen Interview wegen
vereinsschädigendem Verhaltens rauszufliegen, fristlos und ohne Abfindung? Da haben sich die feinen
Herren aber mal so richtig sauber weggeduckt. Ich kenne keinen vergleichbaren Vorgang im Fußball, zumindest
nicht in den letzten 4 Jahrzehnten.
Und wie sieht es mit den Spielern aus? Wie oft hatten wir auswärts lustloses Gekicke, einen Kapitän,
der sich beleidigt die Binde vom Arm reisst und Spieler, die den obligatorischen Gang zu den Fans
verweigert haben? Puh, auch da wird es schwer. Nachreiner ist meiner Meinung nach eine Identifikationsfigur,
aber der stand gefühlt seit einem Jahr nicht mehr auf dem Platz. Hein? Der war mir in der letzten
Saison zu sehr Mitläufer statt Leader. Klar haben wir einige wirklich gute Kicker, deren Einsatz auf dem
Rasen auch nicht zur Debatte steht, aber eine echte "Identifikation" ist bei mir da noch nicht gewachsen.
Ich vermisse die Typen des "Fußballwunders" der Saison 2011/12 wie Hofmann, Laurito, Binder, Tobi
Schweinsteiger, nur um einige zu nennen. Da war auch nicht alles Gold was glänzt, aber die Jungs
sind mit Weinzierl, scheinbar einem begnadetem Motivator, zu einer Einheit zusammengewachsen,
wo sich der eine für den anderen den Arsch aufgerissen hat. Und genau das ist für mich die Meßlatte.
Ich glaube, mit Stratos und einer punktuell verstärkten Mannschaft hätte ähnliches wachsen können.
Aber nein, es musste dieser Kommisskopf Schmid sein. Oder dieser überhebliche Brand. Und vor allem
musste es dieser Keller sein, der in drei Jahren beim Jahn in sportlichen Dingen noch nichts, aber rein
gar nichts vorzuweisen hat, ausser Mißerfolge und einer grossen Klappe. Selbst wenn wir aufsteigen, ist für
mich nur der "status quo ante bellum" hergestellt, was mich nicht in Ekstase versetzen wird.
Dessen erste Saison wurde dem noch von Spielern und einem Trainer gerettet, die ein Franz Gerber
ausgesucht hat. Der Rest ist sattsam bekannt.
Manchmal kann man gar nicht so viel essen wie man kotzen könnte...
Zum Schluß zitiere ich meinen persönlichen "Fußballgott" Socrates, den begnadeten Brasilianer:
"For me beauty comes first, victory is secondary and what really matters is joy!"