Re: St. Pauli vs. SSV Jahn
Verfasst: Do 23. Nov 2017, 13:20
Bei dem genannten Transpi ging es um die ESSO-Häuser in St. Pauli, die von einer bayrischen Immobilienfirma gekauft worden sind.daredevil hat geschrieben:@ onki
Überprüf doch mal wann die von dir genannten Aktionen gestartet wurden!
Es gibt keine Aktion die du genannt hast die der FCSP vor dem "Patschinski Tor" unterstützt oder ins Leben gerufen hätte.
Die von dir genannten Aktionen sind aus meiner Sicht klar Teil des Marketings um sich als Verein der Linken und der offenen Gesellschaft etc. (gibt noch 100 weitere prägende Begriffe die man nennen könnte) aufzustellen.
Ich frag mich da halt oft ob die demnächst eine Partei anmelden oder ob sie ein Fussballclub bleiben. Es gibt viele Vereine die eine klare politische Positionierung vornehmen. Celtic oder Liverpool. Aber im Vergleich zu St. Pauli ist das ein Treppenwitz. Ich kenne keinen Verein im Profifussball bei dem die politische Einstellung derart Teil der angeblichen Vereinskultur ist. Ob das gut ist muss jeder selbst wissen. Ich hab dazu schon eine Meinung. Z. B. würde mich interessieren ob man noch FCSP Fan sein kann wenn man nicht die "Refugees welcome Fahne" schwingt und gegen den Kohleausstieg ist. Was ist wenn man da eine differenziertere Meinung hat? Kann man dann noch ins Stadion?
Im übrigen hat sich die Fanbase des FCSP natürlich auch stark verändert. Waren doch Ende der 80er und in den 90er Jahren viele sagen wir mal "Punks" oder "Aussteiger" mit dem Motto "Arbeitsschei und Spass dabei" als Fans mit dabei. Das ist jetzt natürlich eine Schätzung aber ich würde sagen dass die Beschäftigungsquote des damaligen "Publikums" bei maximal 50% lag. Das politische Fundament war da nicht sehr tragfähig. Das meistgetragene Banner war das große A! Seit den 2000er Jahren ist der Verein aber Hip und es kamen viele alternative politisch aktivere Akademiker zu dem Club weil es wohl ein Symbol für das Rebellentum darstellte. Gepaart mit dem Austausch des Managements sowie Verkauf und Rückkauf von Vermarktungsrechten vollzog sich eine neoliberale marktwirtschaftliche Entwicklung in der Chefetage.
Insgesamt meine ich dass die Aktionen die du aufzählst möglicherweise deiner politischen Einstellung entsprechen und du es deshalb vielleicht auch als gut empfindest. Meiner Meinung nach sind es aber nichts anderes als PR und Marketingaktionen um die Marke FCSP zu schärfen und eben Menschen dieses pol. Spektrums anzusprechen. Daher die Frage unterliegst du nicht vielleicht einer PR Propaganda. Ich geh noch weiter. Das ist ein Trojaner. Mit Rettig hätte ich gerne mal ein ehrliches Gespräch.
Gut fand ich die Kritik an der Regensburger Immobilien Korruptionsaffäre vor Beginn der 2. HZ. Wohnbau Amigos, Ghost is watching you, St. Pauli Code durchsetzen. So in etwa. Habs fotographiert.
Haben natürlich vollkommen recht mit der Kritik. Allerdings müssen die nicht 730 km Richtung Süden schauen. Ein Blick in die Hafen City reicht schon dann könnten sie mal einen größeren Sack voll Flöhe aufreissen. Da wurden zig Milliarden an Konzerne umverteilt. Und das alles vor der Haustür. Über die Elbphilharmonie red ich gar nicht weil das nur von dem wirklichen Tatgeschehen ablenken würde. Da gab es zwar geschriebenen Widerstand. Aber die Bürgerschaft von Hamburg hat mit der Linken in der Sternschanze eben schon seit Jahren einen Status Quo abverhandelt und eine Art der autonomen Selbstverwaltung oder zumindest "Mitverwaltung" eingeräumt und im Gegenzug dafür ein Stillhalten in dieser Frage erlangt. In den 80er Jahren hätten da jedes WE die Autos gebrannt wenn diese Bauprojekte beschlossen worden wären. Warum ist da nichts passiert? Da wurde 500 m Luftlinie von der Sternschanze ein Stadtviertel aus Beton und Glas hochgezogen in dem nun die größten Anwaltskanzleien Versicherungsgesellschaften und Banken ihr Zuhause haben.
Und das alles ging ohne Antifa Proteste ab? Kaum zu glauben. Da hat sich doch was verändert. Ist jetzt zwar OT und hat mit Fussball nichts zu tun jedoch mit der Entwicklung des FCSP schon.
Apropos: Auf St. Pauli gibt es eine relativ heftige Auseinandersetzung zwischen den "normalen" Anhängern und den Ultras. Diese sind da nicht so gerne gesehen. Es ist ein fremdeln. Unterstelle mal dass die Ultras den "normalen" Fans zu faschistische Züge haben. Dieses ganze Einheitsklamottentum passt denen denke ich nicht. Also der Riss geht schon durch die Anhängerschaft.