Jürgen Herda hat geschrieben:Ronni hat geschrieben:Was heißt denn hier auf einander losgehen. Ich habe nichts anderes getan, als auf die Anmache des Users Peter zu reagieren. Ich habe mit dieser Person nichts gemein. Schaut euch mal die 4 Jahre an, wie oft dieser Mensch mich, ohne sachlichen Inhalt, blöd angemacht hat und ich habe nicht darauf reagiert, weil ich mich nicht auf dieses Niveau begeben wollte. Jetzt habe ich halt mal reagiert, na und.
Und egal, ob sich hier jemand anmacht oder nicht, die Lage ist sowieso bescheiden und diese Lage wurde nicht von mir oder diesem Peter herbeigeführt. Dafür sind die bekannten Herren verantwortlich. Schreibt denen eure Verhaltensmaßregeln ins Stammbuch, das hilft mehr als an dieser Stelle uns anzumachen. :prost:
... bevor ihr euch jetzt bei der Ironie-Debatte in die Haare kriegt, muss ich mich wohl doch noch selber erklären. Was will uns der Herda also zu Meister Brand sagen?
1)
Sportchronistische Aufgabe hin oder her: Ich halte es nicht für die journalistisch vornehmste Aufgabe, bereits vom Leder zu ziehen, ehe man sich ein klares Bild gemacht hat. Christian Brand hat die Aufgabe angetreten, einen hoffnungslos abgeschlagenen Letzten zurück in den Abstiegskampf zu führen – mit einer komplett umgekrempelten Mannschaft. Mit Spielern, die zur Winterpause arbeitslos waren. Dafür gab es Gründe. Nicht, dass ich die alle für Drittliga-untauglich hielte – für uns können ja Jungs, die bei stärkeren Vereinen keinen Stammplatz hatten, eine Verstärkung sein. Manchmal gibt‘s auch den Glücksfall, dass die Chemie zwischen Trainer und gutem Spieler nicht passt und man bekommt so einen wie den Schweini. Öfter aber sind andere Gründe: Verletzungen, Anfälligkeit, fehlende Fitness, fehlende Konstanz. Nach der bisherigen Performance finde ich, und habe das so geschrieben, dass wir einen durchschnittlichen Kader haben, der aber nach Maßgabe der Tablelle weit Überdurchschnittliches leisten müsste. Kann man das dem Trainer vorwerfen?
2) Was Ronni kritisiert, ist meine intensive
Auseinandersetzung mit den PKen des Trainers. Ich versuche dabei sowohl freizulegen, wie CB tickt, als auch ihn beim Wort zu nehmen. Mir gefällt, wie intensiv er sich mit einer ganzen Reihe von Aspekten auseinandersetzt. Mir fehlt die Arroganz, so zu tun, als ob ich alles besser wissen würde – woher sollte ich die nehmen, auch wenn ich seit tatsächlich 42 Jahren Jahn & Co beobachte, käme ich nicht auf den Gedanken, das besser zu können, als ein Profifußballer mit Trainerschein. Das ist ja unser Job: Genau beschreiben, wie die Akteure denken, reden und handeln. Um sich daraus ein Bild zu machen. Die Ironie dieser Texte besteht darin, dass sich CB im Eifer des Redegefechts auch immer wieder selbst widerspricht. Etwa zum Thema, „wir sehen nur das nächste Spiel“, oder „wir schauen nur auf uns selbst“ – oder „Öztürk hat noch nichts angeboten“ und darf dann in die Startelf. Was ist das? Täuschen und tarnen? Taktikfuchs oder einfach „trial and error“? Zur Aufstellung haben Vio und Blurt und andere schon viel Richtiges gesagt, wenn wir unzufrieden waren, warum jener oder dieser nicht spielt: Der Mann muss sich ein Bild nach allen Trainingseinheiten bilden, und ich gehe davon aus, dass er das kann.
3) Wir hatten ja im Forum bereits zuvor die
Debatte Gute-Laune-Trainer (Stratos) vs. Kompetenz (30-Jähriger über Alex Schmidt). Mal abgesehen davon, dass ich mich oft gefragt habe, woher manche ihre felsenfesten Überzeugungen nehmen – ich würde uns alle als fortgeschrittene Laien beschreiben, die zu unserem Lieblingsthema alles lesen und angucken, was uns in die Hände fällt. In Gesprächen mit vielen Experten komme ich zur Erkenntnis: Sicher ist, dass nichts sicher ist. Nehmen wir das Beispiel Franz Gerber, ein Instinkt-Fußballer vor dem Herrn da. Der meint, dass es völlig sinnlos ist, komplexe Spielsituationen am Board zu analysieren und zu glauben, die Spieler würden dann wissen, wie sie sich zu verhalten haben. Daran scheint es – neben der Personallage – bei AS gehapert zu haben. Deshalb könne man die Fähigkeit, Spieler Lust auf Fußball zu machen, sie heiß auf das Spiel zu machen, gar nicht hoch genug taxieren. Ich halte das für plausibel, mit der Einschränkung, dass ich davon ausgehe, dass der Trainer beim Lehrgang das 1x1 der Taktik gelernt hat.
4) Aus diesen Punkten ziehe ich bisher für den
Drittliga-Novizen Christian Brand folgende vorläufige Einschätzung – vorläufig, weil Stillstand der Tod aller Theorie ist: Mit distanzierter Sympathie beschreibe ich einen Mann, der mit viel Engagement, mit einiger psychologischer Raffinesse, mit beträchtlicher Coolness versucht, eine für ihn neue Situation zu meistern. Eine Situation, die er nicht verursacht hat. Thomas Stratos, Alex Schmidt, Christian Brand. Ich denke, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen versucht habe, allen drei gerecht zu werden. Mit Thomas habe ich in der Tat gerne geplaudert – mit unter auch stundenlang telefoniert, weil er was zu sagen hatte. Alex Schmidt ist ein knorriger Typ, der nicht gerne redet und der sich auch mal beschwert hat, dass ich ihm Unrecht tue – aber auch nach einem Maulkorberlass hatte ich mit ihm ein ordentliches Verhältnis. Und bei Christian Brand reden wir vom definitiv letzten Schuss der sportlichen Leitung – ich sage abstrakt Leitung, weil Hans Rothammer zuletzt immer betont hat, dass die jüngsten Entscheidungen kollektiv gefällt wurden. Wir wussten doch, dass wir diese eine Chance noch bekommen und dann Feierabend. Es hat vorher bei mir bestimmt nicht an mangelnder Konfliktfreude gemangelt, die immerhin in eine Anzeige und bisher eine Verhandlung mündete, um deutlich zu machen, dass ich den Weg nach Stratos für grundfalsch halte. Aus meiner Sicht wäre es dann aber nicht nur unsachlich, unjournalistisch und unfair, dem letzten neuen Trainer von Anfang an das Leben dadurch schwer zu machen, dass man versucht, jeden Widerspruch, jeden vermeintlichen Fehler als Zeichen seiner Inkompetenz zu interpretieren. Sondern schlicht für blöd und selbstzerstörerisch. Zerfleischen können wir uns auch noch nach dem Untergang.
5) Es ist wahr, dass es eine
Diskrepanz zwischen den rhetorischen Leistungen des Trainers und dem Tabellenstand gibt. Es ist aber auch wahr, dass die Rückrundenbilanz besser ist als die unglaublichen 12 Punkte bis zur Pause. Muss man dann nicht zwangsläufig zu der Schlussfolgerung kommen wie im GroßAusPech-Artikel: „Schwarz sieht dafür ganz Regensburg nach dem Abpfiff: die mitgereisten Fans wie paralysiert. Dennoch Applaus für die Spieler, die’s ja versucht haben. Klar, das war heute keine Offenbarung, das war nicht die Wasserschlacht von 1974, wo man spürt, hier geht keiner vom Platz, der sich nicht alle Knochen gebrochen hat, um das Ding noch umzubiegen. Es war die brave Vorstellung einer Mannschaft, die, wäre sie in dieser Zusammensetzung in die Saison gestartet, irgendwo im hinteren Mittelfeld rangieren würde. Für das Wunder aber bräuchte es eine Mannschaft, die man sich unterm Weihnachtsbaum mit neun Punkten Rückstand nicht mehr schnitzen kann – Helden, Titanen, Giganten.“
6) Die
Stimmung unmittelbar nach Abpfiff: Ich schreibe und schreie unterm Spiel mit, und nach so einem Tiefschlag wie dem 1:2 in der 88. sitze ich nicht emotionslos da und überlege mir, wie ich den besten Gag formuliere. Da ist mir nach Ventil zu Mute, da würde ich gerne Sündenböcke schattenboxen. Da könnte ich wieder mit der alten Leier anfangen, wer diesen Niedergang eingeleitet hat und mich an dem ebenso nostalgischen wie überflüssigen Gedanken erwärmen, dass ja das Duo Gerber-Keller schon installiert war, eher es, wie man sagt, von dritter Stelle Einspruch gegen diese Konstellation gegeben habe und der Franz so kastriert werden sollte, dass er aufgeben musste. Aber wem dient diese Kamelle außer dem Bewusstsein, Recht zu behalten? CK würde an dieser Stelle sagen: „Wissen Sie sicher, dass es dann anders gelaufen wäre?“ Und als Realist kann ich dann auch nur spekulieren. Jedenfalls kann ich Ronnys Bedürfnis, nach so einer Enttäuschung einen Schuldigen auszumachen, absolut nachvollziehen. Aber meinen Text bearbeite ich anschließend nach, schaue mir alle verfügbaren Fernsehbilder an und checke gegen, ob meine ersten Eindrücke nicht täuschten. Und dann würde ich Ronny zu seiner taktischen Einschätzung antworten: Pusch für Knoll, o.k., kann man machen, da sind wir uns einig – auch wenn es letztlich Kolja war, der die „Sein oder Nicht-Sein“-Chance versemmelte. Steininger? Wir haben von ihm immer wieder gute Ansätze, nur selten den bis zum Ende vorgetragenen reifen Abschluss gesehen. Aber welchen Impuls hätte CB sonst setzen sollen? Laufen lassen, weil‘s so gut lief? Wieder wie gegen Osnabrück versuchen, ob Patrick Linhard irgendwie an einem Kasten wie Gehring vorbeiwieselt? Auf die Hoffnung, dass Siggurdson beim allerletzten „kick and rush“ seine Birne hinhalten könnte, verzichten? Stattdessen Gino bringen, der ja bei aller Sympathie auch keine eingebaute Jokergarantie mitbringt? Die Auswechslungen sind, was sie sind: intuitive Entscheidungen. So wie das Spiel lief, bin ich mir sicher, dass JEDE Entscheidung falsch gewesen wäre. Und ja, auch die Auflösung der Viererkette wäre eine Option gewesen: Und vielleicht hätte Grégory tatsächlich seine dritte Wahnsinnschance bekommen. Aber ist das jetzt wirklich so viel schlüssiger als die Erwartung, dass der schnelle Daniel mal zwei müde Aspacher stehen lässt und auf Königs querlegt – der einzige, der‘s an diesem Tag noch reißen hätte können? Ich meine, das ist eine Glaubensfrage, keine Wissenschaft.
7) Ein paar kleinere Korrekturen noch zum besseren Verständnis: Es ist ein
nachvollziehbarer Irrtum, dass Journalisten, die ja nun auch kein monolithischer Block sind, so sehr am lockeren Spruch hängen, dass sie darüber alle Unbill vergessen. Über die lockeren Sprüche, die du nennst – „die können‘s nicht, wenn‘s drauf ankommt“ – hatte ich mich ja selbst bereits mokiert: Man kann unlustige Gegner auch aufbauen. Umgekehrt muss man auch keine Staatsaffäre daraus machen. An solchen Petitessen sind wir sicher nicht gescheitert. Und „blumig“ ist so eine Sache: In meinen Texten kommen ja nun weniger Blümchen und Bienchen vor als viel mehr „große Bärtige“, die „sich kurz einen Überblick über das gegnerische Stellungsspiel verschaffen, die Lücke sehen, sich zum Drehschuss krümmen und das Kunstleder säbeln“. Was ich versuche, ist mit eigenen Worten zu beschreiben, was ich sehe. Nicht jedes Bild, das man spontan beim parallel Schreiben gebiert, gelingt, aber in meinen Ohren klingt nichts schlimmer als die abgestandenen Pattern der Moderatoren seit Rudi Michel. Ewig grüßt das Klein-Klein im Mittelfeld.
Schlusswort: Statt Klein-Klein auch im Forum ist euer Diskussionsniveau doch im Großen und Ganzen recht respektierlich – Sokrates & Friends treiben mir mit ihren Philosophieblüten immer wieder die Neidesröte ins Gesicht. Und Blurt, Ronni, Vio, Zabo & Mitkämpfer sind doch bereits am Sprung zur Kloppo-Nachfolge am Taktikbrett. Da muss man sich doch wirklich nicht gegenseitig beharken, es reicht der wunderbare Wettbewerb der Ideen – und wenn die Jahn-Führung dieses Potenzial endlich erkennt, wird, wenn schon nicht Franz Gerber, dem Christian Keller, dem ich gerne auch Entwicklungspotenzial unterstelle, ein Kollektiv der Forumsweisen zur Seite gestellt. Rechtzeitig zum Projekt sofortiger Wiederaufstieg mit der kompletten Mannschaft der anderswo Aussortierten, die mit diesen Charakterköpfen hier zum Wunder der Kellerkinder mutiert.
Grüße von der Spätschicht - bis 23 Uhr auf allem Kanälen zur Verfügung,