@ daredevil: Eine so umfassende Replik verdient natürlich ihrerseits ein paar korrespondierende Gedanken, sorry, dass es erst so spät kommt. Alles Folgende ist ebenfalls in vollem Nachvollzug und Akzeptanz Deiner Positionen geschrieben, auch wenn ich, schon aus Prinzip, die Dinge gern anders sehe
Für alle, die ob der Postlänge jetzt schon erschrecken: Steht Nix neues drin, nur der übliche Schmarrn nochmal auf links gewendet, in der Hoffnung, dass mich jemand in der Zeitung zitiert
Zur Causa Hein:
Sehe ich anders für die letzte Saison (13/14!), da war er oft genug der von Dir angemahnte Faktor, hat Verantwortung
übernommen (z.B. bei Elfern etc.) und Präsenz gezeigt. Seine Verfrachtung auf AV hat er klaglos akzeptiert und dann dort auch mind. die von Dir geforderten 4 Offensivaktionen gehabt - nicht pro Spiel sondern pro Halbzeit. Diese Saison ist eine andere Sache - hier ist er auch freiweg untergegangen und letztlich ohne Differenz zum kläglichen Rest gewesen. Das stell ich ja gar nicht in Frage - dieses Jahr war der Unfug ja von Anfang an, dass man ihn wieder ins DM gezogen hat als Steuerungsinstanz, obwohl Stratos schon gut erkannt hatte, dass das nicht ideale Rolle für ihn ist, wenn er der Strippenzieher sein soll. Und dann war er ab der Winterpause erstmal zwei Monate verletzt - also dass er in der
Rückrunde keine dominante Figur wurde, überrascht mich nicht. Seine beileibe recht durchwachsene Saisonleistung über charakterliche Mängel (wie Narzissmus oder Bequemlichkeit) zu erklären, finde ich etwas fragwürdig. Recht hast Du aber mit dem Punkt, dass ein Wechsel für ihn - zumindest aus fußballerischer Sicht - nicht verkehrt wäre. ODer eher: Nicht verkehrt gewesen wäre. dAs hätte er aber am besten nach dem Aufstieg oder dem Abstieg machen sollen - seither hat er zumindest keine Fortschritte mehr gemacht.
Zur Causa der Teamqualität:
Ex post ist es natürlich eindeutig, dass die Qualität nicht gereicht hat - und in unserem Fall auf breiter Front nicht gereicht hat. Vor der Saison hätte ich aber gesagt (und das war fast unisono die allgemeine Meinung), dass MF und V
ausreichend besetzt sind. Dass Kurz, Geipl und Hein als MF nicht konkurrenzfähig funktionieren und Güntner am Ende noch der beste von allen ist, war nicht abzusehen. und eine Abwehr mit Nachreiner, Windmüller und Trettenbach + X hätte man auch als tauglich eingestuft, und Rech als gutem RL-Spieler und Produtk einer Profi-Jugend war ein Schritt auch zuzutrauen. Klar ist bei alldem, dass keiner der Spieler in der Lage war, eine Führungsfigur abzugeben, an der sich die anderen aufrichten hätten können; bzw. dass es zu wenige gab, die man als stabilen Rahmen wahrnehmen konnte.
Du siehst vielleicht worauf ich rauswill: TW und Sturm waren einfach die Positionen, bei denen von Anfang an klar war,
dass das so nicht klappt und - da bleib ich dabei - die die schmerzlichsten Defizite offenbart haben. V.a. auch: Hier
wurden zwei Spieler als Säulen gelabelt, die keine waren: Dressler allein schon nicht aufgrund seiner Dauerverletzung und dann natürlich nicht mehr aufgrund der kaschierten Suspendierung ab Oktober; Loboué wohl schon ab dem Punkt nicht mehr, ab dem er mit AS über Kreuz lag (ca. 3. Spieltag?). Und im Kampf der Unsympathen bin ich sogar klar auf AS-Seite: Ein 3. Käptn, der sich so gebärdet wie Loboué, hat eigentlich nichts in einer Mannschaft verloren. Und schon gar nicht in einem Mannschaftsrat.
Damit zur Causa professionelle Einstellung:
Als Historiker schau ich gern zurück.... und ich sehe: Stefan "Bimbo" Binder mit seinem 10-Kilo-Bierspoiler über die
grünen Fluren des Jahnground hecheln und eine Elfer-Reife-Schwalbe machen, die den Jahn im Endeffekt in die 2. Liga
bugsiert hat. Top-Einstellung, der Mann? Top-Einstellung der Aufstiegstruppe unter Musterprofis wie Hofmann, Neunaber, Schlauderer, Schweinsteiger?
Fraglos, in der Mannschaft "hat's gestimmt" - aber hat's darum gestimmt ,weil alle Musterprofis waren? Immerhin, und jetzt kommt der Spoiler wieder ins Spiel, haben Leut' wie ein Binder eine äußerst ruhige Kugel auf'm Altenteil geschoben, nachdem klar war, dass sie nicht mehr im ersten Glied stehen; immerhin haben andere sich in der Winterpause Verletzungen beim Snowboarden zugezogen; immerhin war'S damals sogar "kultig" sich in Selsbtironie zu ergehen ob der ganz und gar unprofessionellen Zustände beim Jahn und es wurde sogar öffentlichkeitswirksam nach außen getragen. Aber es war ja auch Erfolg und darum sowieso alles eitel Sonnenschein. Alle an Bord haben akzeptiert, dass es beim Jahn halt nicht professionell läuft und konnten damit ganz gut Professionalität simulieren.
Dieses Jahr war kein Erfolg. Und plötzlich werden die gleichen postpubertären Verhaltensweisen und Unzuverlässigkeiten, die im Erfolg als sympathische Schluffigkeit gesehen wurden, zum Menetekel des Misserfolgs stilisiert, und nicht zuletzt bei den Leuten, die keinen guten persönlichen Draht (mehr) zu den Verantwortungsträgern haben, bis zum Kündigungsgrund hin ausgebaut. Wieso steht da ein (mehr) im letzten Satz: Nimm die Causa Schmid - dass der kein Musterprofi ist, sowieso. War er auch nie. Trotzdem hat man seinen Vertrag verlängert und ihn über den grünen Klee gelobt, wie sehr er sich diesen verdient hätt', wie top seine Einstellung wär usw. usf. Und ähnlich hat man auch der restlichen Crew mit fraglicher Einstellung recht klar signalisiert, wie sehr man auf sie setzt. Worauf ich rauswill: Wenn CK alle Schmids, Muhov-, Velag- und Dressler-ics zum Saisonbeginn raushaut mit der Begründung "Einstellung passt ned", dann wäre das konzeptionell legitim und argumentativ schlüssig gewesen. Die ganze Soße ist aber erst gekommen, als a) der Misserfolg da war, b) die Spieler von der Leitungsebene schon das ein oder andere mal ziemlich schief angegangen worden waren - und die endgültige Eskalation fand c) jeweils statt, nachdem die Leute jeweils schon quasi-suspendiert waren und dem Verein jeder Grund recht sein konnte, sie weiter zu Sündenböcken abzustempeln. Wenn dann ein Palionis dann zum Sportdirektor läuft und zwei Mitspieler wegen Mannschaftszersetzung entfernt wissen will - wahrlich kein Schelm der fragt: cui bono? (was nicht heißt, dass ich das nicht als Sportdirektor strategisch ganz ähnlich machen würd, meinen Machiavelli hab ich ja gelesen :-p).
Ich bin ja ganz bei Dir, daredevil, Professionalität schadet dem Jahn im ZWeifel nicht. Und ja, den lätscherten Gurken
mit Verweigerungshaltung will ich keine Absolution erteilen. Mir fällt nur eins auf: Der Wurschtel-Stil hat offenbar
erstmal keinen ernsthaft gestört, CK hat die problematischen Personalien im Kader belassen und sogar zu Säulen stilisiert - bzw. noch problematischere Charaktere mit noch schlechterer Einstellung dazugeholt und zu Führungsspieler deklariert; während er zuvor nicht verstanden hat, welch' essentielle Rolle inder Mannschaftsdynamik jemandem wie Neunaber zukam. Und dann, als es knirscht im Gebälk, werden die ganzen - eigentlich bekannten Probleme mit den Spielern als Ursachen des Misserfolgs herangezogen... in einer Situation, in der das v.a., eines bezweckt hat: a) zunächst um AS im Amt zu behalten; und b) dann, als man den Kader auf Gedeih und Verderb umbauen musste um symbolisch glaubwürdig zu bleiben. Ergo sage ich: Wenn man mit diesen Spielercharakteren plant, sollte man wissen, dass man es nicht mit gefestigten Profi-Persönlichkeiten zu tun hat, sondern mit halben Kindern, die man entsprechend eher in väterlicher Fürsorge handeln muss, als nach'nem strikten Leistungsethos (ist ja bei Aosman nicht anders). Macht man nämlich zweiteres, so kriegt man letztlich nur bockige Verweigerung zurück (wie gesehen); aus Warte des Leistungsethos kann man die Leute dann natürlich davonjagen, wunderbar - aber: Was hab ich mir vorher gedacht, wie die funktionieren an der absoluten Unterkante des Profifußballs?
Das können sie nur, Du sagst es im Grunde, wenn die Hierarchie stimmt (egal ob man jatzut in die falch/steil-Metaphorik reinwill, oder nicht...). Und so eine gab_'S dieses Jahr schnell nicht mehr: Trainer ohne Autorität (weil man seine Taktik blöd und angesichts des Misserfolgs nicht mehr vertrauenswürdig fand), Käptn verletzt und Aushilfskäptns entweder im Leistungsloch (> Hein) oder ihrerseits ÜBerkreuz mit dem Trainer (> Loboue), und Leistungskriterien in der Mannschaft nicht intakt oder intransparent - einzig vielleicht der heilige Aosman als gesetzt, aber grade der ist freilich für niemanden als Anführer akzeptabel. Ich seh's halt einfach so, dass primär die Fehlbesetzung bei TW und Trainer jedwede Formation von Mannschaftsgeist sabotiert hat und die individuellen Unprofessionalitäten (die existieren, keine Frage) demgegenüber absolut lässlich sind und nicht Kern des Misserfolgs.
Zur Causa Anführer Palionis:
"Nur bei ihm ist die professionelle Einstellung zu 100% da!"
Naja. Was ich in der Zeitung sag und was ich dann im Training mach, sind zwei verschiedene paar Schuhe. Geht's für dich mit 100 % zusammen, dass Spieler regelmäßig Trainingseinheiten sausen lassen, damit sie am WE überhaupt (auf)laufen können. Einstellung mag das sein, aber was signalisiert das dann im Sinne des von Dir akklamierten Korpsgeists? Wer darf beispielsweise aus welchen Gründen Trainingseinheiten sausen lassen und wer nicht?
Schon richtig, dass es im Rudel auch mal Stauben darf und auch muss (Stratos, seinerzeit sinngemäß: Er findet es gut, wenn's im Training mal eine Schlägerei gibt, das zeugt von Intenstität). Aber "Teamhygiene heißt nicht zwingend, dass alle "Professionalität" ausdünsten müssen... gerade das Aufstiegsjahr ist m.E. das Gegenbeispiel, wo vielmehr eine Mischung aus Leistungsethos und Laissez-Faire regiert hat als eine Leistungsethos mit Stilpolizei, die dann abstraft wenn jemand über die Trainingsbedingungen witzelt.
Ich hab nichts gegen MP, aber nur weil er ausschaut wie eine Heldenfigur auf einem sozialistischen Plakat und so authentisch brüllt, wenn er ein Tor köpft, ist er für mich noch nicht zweifelsfrei die ideale Führungsfigur, die Du in ihm siehst. Wenn man die Vorsaison nimmt, hat die "Führung" beispielsweise gut funktioniert in einer Kombination der ruhigen Moderation von Nachreiner/ Neunaber und dem Charisma von Stratos. Ob Nachreiner ohne Verletzung diese Katastrophensiason hätte moderieren können, sei dahingestellt oder gar bezweifelt - unklar, wenn nicht gar widerlegt, ist aber auch, ob/dass das lituanische Leitwolfmodell den Unterschied gemacht hätt'. Letztlich war's v.a. ein psychologischer Baustein zwischen CKs Sündenbocksuche und CBs Aufbruchrhetorik - ob es vorgelebte Einstellung mit Effekt auf das Team war... das mögen die involvierten beurteilen.