daredevil hat geschrieben:Wobei ich es an sich nicht sonderlich fair von uns finde dass wir das hier öffentlich breit getreten haben. Gut die MZ hat's dann auch öffentlich gemacht. Aber ich hatte ehrlich gesagt schon ein schlechtes Gewissen.
Wieso sollte ein Offizieller nochmals etwas vertrauter mit den Fans reden wenn es nicht vertraulich bleiben kann?
Du irrst, mein Philosophenfreund aus den Gefilden des nördlichen Barbaricums jenseits der Ister.
Nicht wir müssen ein schlechtes Gewissen haben, sondern Rothammer!
Das "Fantreffen" vergangene Woche war eine Propagandaveranstaltung. Rothammer wollte die
sportliche Misere schönreden und davon ablenken.
Propaganda bedeutet "verbreiten". Die Anwesenden sollten SEINE Version unters Fußballvolk
verbreiten.
Nur hat er den plebejischen Fußballmob unterschätzt. Diese sind kritischer und selbständig denkender
als er glaubte, und deswegen ist ihm seine Propaganda nicht gelungen. Ich behaupte sogar, sie
war kontraproduktiv, da zu leicht zu durchschauen. Der Plebejer mag es nicht, wenn er für dumm
befunden wird.
Statt den gordischen Knoten mit einem beherzten Schwerthieb zu durchtrennen, wie es einst
der grosse Alexander tat, gegen den absoluten Willen des Fußballvolkes zu entscheiden, ist ein untrügliches Merkmal der Despoten und Tyrannen.
Die alten Griechen hatten viel Erfahrung mit der Beseitigung von Tyrannen.
Und auch die römischen Cäsaren konnten sich nur auf dem Thron halten, wenn für genügend
"Brot und Spiele" gesorgt wurde und der innere Frieden, die "Pax Romana", gewährleistet wurde.
Falls sie dieses nicht schafften oder ein anderer Hoffnungsträger mehr versprach, war es vorbei
mit der Herrlichkeit. Die Annalen der römischen Geschichte sind voll von Meuchelmorden an
Cäsaren, die als Tyrannen empfunden wurden.
Vom inneren Frieden kann spätestens seit letzter Nacht nicht mehr die Rede sein.
Und ob "Brot und Spiele" das Volk ausreichend und gut befriedigen werden, wage ich stark in
Frage zu stellen.
Jetzt einige arbeitssuchende gedungene Söldner in die Arena zu werfen, um dem Schicksal
zu entrinnen, wird, so glaube ich, nicht reichen.
Man muss keine Kassandra sein, um zu erkennen, dass sich die Büchse der Pandora jetzt erst
richtig geöffnet hat.
Das Fußballvolk befindet sich im inneren Zwiespalt wie der Gott Janus mit zwei Gesichtern.
Einerseits wünscht man sich gegen den Sonnenhof einen Sieg, damit die Mannschaft einen
Schritt in Richtung Klassenerhalt geht, andererseits ist man sich bewußt, dass damit die
Herrschaft der Tyrannen gefestigt wird.
Jeder Fußballplebejer wird jetzt für sich entscheiden, wie er mit diesem Konflikt umgeht.
Freiwillige Verbannung und Rückkehr nach Sturz der Tyrannen, oder Kampf gegen die Tyrannei.
Oder Resignation und Transformation in "Jubelperser".
Das letztere möchte ich nicht hoffen.
Dem Rest sei gesagt, um wieder an die Mythologie unserer Vorfahren anzuknüpfen:
Die Götterdämmerung naht!
Aber nach der Finsternis und dem Untergang wird eine neue (Fußball-)Welt entstehen.
In dieser neuen Welt wird uns der Fußball wieder Freude bereiten. Harrt aus und habt
Geduld.
"Einen Saal seh ich
sonnenglänzend,
mit Gold gedeckt,
zu Ratisbona stehn:
wohnen werden
dort wackre Scharen,
der Freuden walten
in fernste Zeit."