DaBeda hat geschrieben: Mi 31. Jul 2019, 11:48
@onki:
Bist jetzt eigentlich inzwischen zeitlich schon mal dazu gekommen, dass du dir
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
angesehen hast?
(bezugnehmend auf deinen Post hier im Thread vom 12.3.)
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Absolute Zustimmung auch meinerseits zu deinen Ausführungen über The House That Jack Built! Top!
So, gestern "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" gesehen.
Hat mir sehr gut gefallen und ist definitiv eine starke Empfehlung.
Handwerklich und schauspielerisch würde ich den Film sogar als erstklassig bewerten.
In Sachen Drehbuch fehlt es teilweise leider schon gewaltig.
Die eindimensionale Zeichnung der Ortschaft ist meines Erachtens nicht gut gelungen. Auch die Reaktionen aus der Bevölkerung sind stets nur passiv vom Hören-Sagen und im Hintergrund präsent.
Vieles kommt schon arg konstruiert daher: Der zufällig schwarze neue Officer, der hässliche Ex-Mann der mit dem blonden Model in der Gegend rum fährt, Die ominösen ungenutzten Billboard Ruinen (unvorstellbar im Land der Millionen Werbetafeln). Die unnötige Einflechtung des sinnfreien Nebenschauplatzes mit dem kleinwüchsigen Bekannten (hier musste wohl noch mit der Brechstange unbedingt eine weitere Minderheit verwurstet werden...) hinterlässt nur Stirnrunzeln... Auch die völlig überzeichneten dauer-vulgären Dialoge wirken m. E. einen Tick zu sehr gewollt rüber... Die Wandlung des Sherrifs vom eindimensionalen Hillbilly-Klotz zum lebensweisen Orakel, mit einem plötzlichen, von lustigen philosophischen Briefchen flankierten Selbstmord ist an Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten... ebenso die Verwandlung des rassistischen Proll-Officers zum tiefgründigen Gutmenschen (ausgelöst durch das Lesen eines Satzes in einem Brief) ist gelinde gesagt spektakulär... und so einiges mehr.
Was mir gut gefallen hat: Der Schluss.
Wer aufgepasst hat, wird wohl erahnen, dass die beiden den Vergewaltiger töten werden!
Denn Mildred, weiß zum Zeitpunkt des Aufbruchs (Richtung Vergewaltiger) noch nicht, dass sie diesem bereits begegnet ist in ihrem eigenen Laden...
"...vielleicht war ich es, der sie im Sterben gefickt hat...?"
Trotzdem sehe ich unterm Strich einen sehr starken Film, der unter einem völlig unnötig schwachem Drehbuch leidet.
Der Film hätte vom handwerklichen Potential her ein anspruchsvolles, in sich schlüssiges Drehbuch verdient.
Das wäre dann wohl auch spannungstechnisch reizvoller geworden.
Es bestätigt sich wieder mal (siehe Peele's "Wir"), dass gute Regisseure nicht immer gleich gute Drehbuch-Autoren sind... auch wenn sie das vielleicht meinen...
So reicht es wohl (für mich) nicht mehr als für ein 7.5/10