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Jürgen Herda
So 2. Mär 2014, 15:50
Ja, das meinte ich: Ausreden wären Platz, Schiri, Frühjahrsmüdigkeit und Heimweh ...
Aber er sagt ja ausredefrei: Das war Mist, von vorne bis hinten. Jeder von uns hat wohl
unter einer Legion von Trainern gute und (summa summarum) noch mehr schlechte Spiele
gesehen. Bei allem Respekt vor Markus: Nach der sensationellen Hinserie gab's doch
bis zum finalen dritten Platz eine Serie von Gurkenspielen, nach denen man kaum mehr glauben
mochte, dass das noch reichen würde. Nur die irre Konstellation, dass sich alle gegenseitig
Punkte abnahmen, führte - vielleicht zu früh - in Liga zwei.
Dann folgten die Ausnahmetalente Oscar, der Sprachlose, und Franciszek, der Winterfeind.
Man könnte auch weiter zurückgehen: Balser, der Spielerdealer, Sebert, der Strenge, Baldauf, der Reglose.
Ich finde privat und als Fan: In puncto Know-how Zweite Liga, Spielidee und vor allem Motivation
und Kommunikation ist TS seit langem die größte Jahn-Hoffnung - das heißt doch nicht, das alles auf Anhieb klappt,
es waren etliche Mistspiele dabei, viele unserer zu Recht als Hoffnungsträger gepriesenen Jungs blieben
oft unter ihren Möglichkeiten, aber auf der anderen Seite haben sich sich die unterklassigen Neuzugänge
ganz gut entwickelt. Jeder bekommt seine Chance, keiner wird wie bei den Dauerbeleidigten Corrochano/Smuda
nach einer schlechten Leistung als "Drittliga-untauglich" ausgemustert, es gibt - im Rahmen der bescheidenen
Möglichkeiten - gesunde Rotation. Und wenn es nun so ist, dass wir einige ganz ordentliche Techniker haben,
warum sollte der Trainer dann kein "spielerisches System" versuchen, das nicht nur auf Kick und Rush setzt?
Es ist doch kein Zufall, dass jenseits unserer Nachbetrachtung Trainer und Manager anderer Vereine die Spielanlage
des Jahn loben - weil es eben nicht selbstverständlich ist, dass man eine Handschrift erkennt. Wir waren doch unter
Markus schon froh, wenn der Michl Klauß in seiner einzigen starken Saison links irgendwie durchkam und zu Schweini
reinstocherte oder der Bimbo zu einem sensationellen Sololauf an der Außenlinie ansetzte und dann noch die Kraft zur
Flanke hatte - es war nicht alles Gold, was vor Karlsruhe glänzte ... und natürlich war das Spiel in Saarbrücken
gestern die schlechteste Saisonleistung und deshalb kein Maßstab. Ist doch klar, dass sich nach so einem Spiel jeder
ärgert, man fährt doch nicht aus purem Masochismus 1000 Kilometer, um sich vom Schlusslicht demütigen zu lassen.
Resümee: Es sollten in unser aller Interesse nicht viele solcher Spiele folgen. Natürlich könnte der Jahn mit dieser
Mannschaft, wenn alles rund läuft, sich die Verletzungen in Grenzen hielten und das nötige Quentchen Glück dazu
kommt um Platz vier mitspielen - und auf der anderen Seite ist es sachlich auch richtig, dass Mannschaften hinter uns
wie Preußen Münster oder auch Saarbrücken strukturell besser dastehen und nicht, weil wir zweimal stark gespielt haben,
schon Außenseiter sind.
Wenn der Sportprofessor seine Vorgaben ernst meint und ein Freiburger Modell en miniature einführen möchte,
dann muss er auch einem offensichtlich begabten Trainer Zeit einräumen: Was ist aber Zeit im Fußball?
Mitreden konnte Stratos gerade mal bei der Verpflichtung von Dressler und Muhovic, abgesehen von der insgesamt
dünnen Finanzausstattung. Wenn wir an Freiburg oder Bremen denken, dass maß sich langfristig an den Aufbau ganzer
Spielergenerationen.
Definitiv am Ende ist ein Trainer, wenn er keinen Zugriff auf die Mannschaft hat, wenn die Hälfte der Spieler und
der Co-Trainer nach Strafaktionen verbannt sind und die andere Hälfte nicht auf ihn hört - etwa wie bei Corrochano
nach Paderborn. Davon sind wir heute weit entfernt.
Was soll also dann der Maßstab für "Erfolg" in dieser saison sein: Platz 8-14? Ich möchte daran erinnern dass Fußball
auch Glückspiel ist - nämlich in diesem Sinn: wenn zwei etwa in etwa gleichwertige Teams aufeinandertreffen, entscheidet
Tagesform, Verletztenliste, Schirileistung, indidivuelle Verfassung unhd natürlich auch, ob der Ball zweimal an die Latte geht
oder ein Sonntagsschuss rein -mit allen psychologischen Folgen für den Spielverlauf. Es gibt eine Handvoll Mannschaften,
die können sich in der Tat soviel Qualität kaufen, dass sie am Schluss kaum mehr zu schlagen sind.
Der Rest bewegt sich in einem mittleren Umfeld und jedes der Teams von Duisburg bis Wiesbaden versucht mit
deutlich mehr Kohle eine potenzielle Auftsigesmannschaft zusammenzustellen: Warum sollten die von vornherein
um soviel blöder sein wie der Jahn, dass sie naturgesetzmäßig mit mehr Mitteln weniger erreichen dürfen?
Ich sehe in der "Philosophie" seit Gerber keinen Bruch: Wir versuchen mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum
an Erfolg zu erzielen -mit wechselndem Ergebnis. Es ist eine durchaus respektable Leistung, in der Dritten Liga mit
diesen Mitteln mitspielen zu können. Wenn wir mehr wollen, werden wir mehr langfristiges Kapital brauchen.
Das Stadion kann dazu eine Säule für Mehreinnahmen sein. Die langfristige Zuverlässigkeit, keine finanziellen
Abenteuer einzugehen, ist Voraussetzung, um das Vertrauien weiterer Sponsoren zu gewinnen.
Vielleicht fehlt noch "der" genilae Vermarkter - aber lieber ist's mir, es geht etwas langsamer, als wenn ein
durchtriebener Manager Risiken eingeht, die zum Schluss wieder beim Insolvenzgericht auflaufen.
Deshalb: Auch ich schreibe am liebsten über Siege, aber ich weiß auch, dass es keine gesunde Lösung ist,
sich unter eine Guillotine zu legen, wenn man Schädlweh hat.
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Jürgen Herda
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